Kolumne: Warum sich ehrenamtliches Engagement in der Rente wiederfinden sollte

Mehr als 31 Millionen Menschen engagierten sich im letzten Jahr ehrenamtlich in Deutschland. Sie trainieren in Sportvereinen, engagieren sich in bürgerlichen Initiativen und leisten Hilfe bei der Freiwilligen Feuerwehr. Sie schenken ihre Freizeit der Gesellschaft, um unser Gemeinwesen zu fördern, und unterstützen damit eine aktive und solidarische Bürgergesellschaft.

Die evangelische Familienbildung im Dekanat Kronberg ist dort im Einsatz, wo Hilfe wirklich nötig ist. Nach meinem Besuch in den Räumen der Familienbildung in Bad Soden und meinem Einsatz bei der Schwalbacher Tafel bin ich immer noch beeindruckt von dem freiwilligen Einsatz, den fast 200 haupt- und ehrenamtliche Helfer leisten – davon allein 150 bei der Tafel. Die Koordination, die dahinter steht, wirkt wie das Tagesgeschäft eines mittelständischen Unternehmens. Cornelia Zimmermann-Müller, Leiterin der Evangelischen Familienbildung, fasst es zusammen: „Sechs Tage die Woche holen wir Lebensmittel bei den uns unterstützenden Supermärkten, Lebensmittelhändlern und Bäckereien ab. Unsere ehrenamtlichen Helfer arbeiten anschließend in mehreren Schichten; die Lebensmittel müssen sortiert und zeitnah ausgegeben werden.“
Auch die privaten Probleme der Bedürftigen lassen die Freiwilligen oft nicht unberührt. „Zuhören ist wichtig, so haben wir immer ein offenes Ohr und kümmern uns auch um konkrete Probleme“, ergänzt Cornelia Zimmermann-Müller. Es sind die Ehrenamtlichen, die hier viel Verantwortung tragen. Die evangelische Familienbildung betreibt darüber hinaus im Mehrgehrgenerationenhaus in Eschborn ein Café und bietet Veranstaltungen für junge und ältere Menschen im Mehrgenerationenhaus an. Sie engagiert sich in der Flüchtlingshilfe, unterstützt Alleinerziehende, organisiert Freizeiten, und lädt zu Gesprächsrunden in Cafés ein. Aus meiner Sicht, ein immenses Programm, das allen Menschen in der Gesellschaft offen steht und wirklich in den unterschiedlichen Lebenslagen Hilfe anbietet. Und alle diese Angebote sind nur durch unsere ehrenamtliche Unterstützung möglich.
Daher setze ich mich dafür ein, dass gesellschaftliches Engagement mehr Anerkennung erhält. Die rechtlichen Rahmenbedingungen für das Bürgerengagement müssen verbessert werden. Unter anderem sollte das ehrenamtliche Engagement bei der Rentenberechnung berücksichtigt werden, und zwar auch bei ehrenamtlich Tätigen, die bereits Rente beziehen.
Viele Ehrenamtliche stellen einen Großteil ihrer Freizeit anderen Menschen zur Verfügung, häufig hat dies zeitlich den Umfang eines zweiten Jobs. Ich möchte mir nicht ausmalen, wie unsere Gesellschaft aussehen würde, wenn dieses wichtige Engagement fehlen würde, nur durch die ehrenamtlichen Angebote ist eine solidarische Bürgergesellschaft möglich. Wir sollten dies finanziell unterstützen.